Der Tod und die Medizin - keine stürmische Liebesgeschichte
Eine facettenreiche Annäherung der Medizin an den Tod | Historischer Überblick von der Klassischen Antike bis heute
Heidelberg, 08. Juni 2015
Die Auseinandersetzung mit dem Tod zieht sich durch alle Epochen der Menschheit. Theologen, Dichter, Maler, Historiker, Naturwissenschaftler oder Archäologen – sie alle setzten und setzen sich aus der Perspektive ihrer jeweiligen Profession mit ihm auseinander. Ihre Ansichten waren und sind dabei geprägt vom jeweiligen Zeitgeist und dem gesellschaftlichen Umfeld und lassen sich in vielen Schriften oder Kunstwerken nachvollziehen. Wie aber steht die Medizin als Wissenschaft und als Verfechterin des Lebens zum Tod? Und wie gingen und gehen Ärzte mit ihm um? Das kürzlich bei Springer Spektrum erschienene Sachbuch Der Tod und die Medizin geht genau diesen Fragen auf den Grund. Der Arzt und Medizinhistoriker Daniel Schäfer versteht es, in spannend erzählter Geschichte eine Verbindung von ‚alten Vorstellungen‘ zu aktuellen öffentlichen Debatten um Krankheit, Pflege, Sterben und Tod herzustellen.
„Zu keiner Zeit begegneten sich Tod und Medizin in einer stürmischen Liebesgeschichte,“ erklärt der Autor. Die distanzierte Haltung leite sich automatisch aus dem ärztlichen Auftrag zur Lebenserhaltung ab, wonach der Arzt gegen den Tod kämpft und die Kranken solange wie möglich therapiert. Mit Etablierung der Palliativmedizin in unserer Gesellschaft muss der Arzt allerdings nicht mehr ‚nur‘ lebensverlängernd agieren, sondern darf ab einem gewissen Zeitpunkt und unter bestimmten Bedingungen zum Begleiter des Sterbenden und seiner Angehörigen werden. Auch die schon länger existierenden Debatten um humanes Sterben sind ein Zeichen dafür, dass die Medizin den Tod stärker denn je im Blick hat. Die Relevanz in Sachen Sterbebegleitung in Deutschland ist nunmehr so hoch, dass im Herbst 2015 mit großer Spannung der Beschluss des Deutschen Bundestag zum „Sterben in Würde“ und zum ärztlich assistierten Suizid erwartet wird.
Der Leser von Der Tod und die Medizin erfährt zunächst Grundsätzliches über den Tod und dessen Feststellung. Schäfer vergleicht ärztliches Image damals und heute und geht dabei auf die heiklen Diskussionen um Sterbebegleitung und Sterbehilfe ein. In zahlreichen weiteren Geschichten erzählt er von Todesursachen und -orten, um schließlich über den unterschiedlichen Umgang mit Leichen in verschiedenen Epochen und Kulturen zu berichten. Mit Blick auf die mittlerweile etablierte Palliativbetreuung, die öffentlichen Debatten um die Sterbehilfe oder die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen, bestimmte Organe nach dem Tod zu spenden, kommt er zum Schluss, dass gegenwärtig eine Annäherung der Medizin an den Tod stattfindet. Als Medizinhistoriker zieht Schäfer zu all diesen Themen einen weiten Bogen – beginnend in der Antike bis hin zu aktuellen Diskussionen der heutigen Zeit. Um dem Leser den gesamten Überblick der Thematik zu vermitteln, lässt er dabei auch Entwicklungen aus der Kulturgeschichte, Literatur, Ethnologie und Kunstgeschichte einfließen; zahlreiche Abbildungen unterstützen die Textlektüre.
Der Arzt und Medizinhistoriker Daniel Schäfer ist Professor am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität zu Köln. Schon früh begeisterten ihn sowohl Life Sciences als auch Geisteswissenschaften. Deshalb studierte er Medizin und Germanistik. Eine kreative Verbindung fand sich schließlich in der Medizingeschichte, über die er seit 1995 an der Universität zu Köln lehrt und forscht. Literarische Neigungen zum Vergänglichen offenbaren bereits seine beiden Dissertationen zum Tod im Spätmittelalter (Germanische Philologie) und zum historischen Kaiserschnitt an der toten Frau (Humanmedizin). Auch die Habilitation über den ärztlichen Blick auf das Alter in der Frühen Neuzeit thematisiert die letzte Lebensphase. Seit einiger Zeit arbeitet Schäfer zu medizinischen Todeskonzepten, zur Geschichte des Gesundheitsbegriffs und über Entwürfe eines guten Alter(n)s in Geschichte und Gegenwart.
Daniel Schäfer
Der Tod und die Medizin
Kurze Geschichte einer Annäherung
2015, 259 S.,25 Abb.
Hardcover € 24,99 (D) | € 25,69 (A) | sFr 31.50 (CH)
ISBN 978-3-662-45206-6
Auch als eBook verfügbar
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